Wir machen unser Depot krisenfest!

In den vergangenen Wochen waren wir etwas „schreibfaul“. Viel zu schreiben gab es aber auch nicht, da es nicht unser Anspruch ist, an dieser Stelle noch einmal alles das aufzuwärmen, was im Blätterwald der einschlägigen Finanzmedien oder in deren Online-Portalen ohnehin täglich berichtet wird. Heute greifen wir mal wieder zur Tastatur, weil wir Sie an unseren Gedanken zur Risikobegrenzung und zur zukünftigen Handelsaktivität in unserem wikifolio-Musterdepot teilhaben lassen möchten.

Die Rahmenbedingungen sind schnell umrissen:
Hohe Inflation, angekündigte Zinsschritte – vor allem in den USA, Tapering, Bilanzverkürzungen der Notenbanken, steigende Anleiherenditen, Gefahr einer inversen Zinsstrukturkurve, hohe Energiepreise, Lieferengpässe und die Ukrainekrise. In Summe zerren hier mehrere Kräfte aus unterschiedlichen Richtungen an den Märkten.

EIN KLARES BILD?

Mitnichten. Um hier ein klares Bild zu bekommen, muss man oft um die Ecke denken. Das gilt nicht nur für einzelne Aktientitel, sondern insbesondere für die einzelnen Anlagekategorien. Um dem Namen unseres wikifolios gerecht zu werden, blicken wir hier neben Aktien auch auf Rohstoffe, Anleihen und unterschiedlichste ETFs.

Grob zusammengefasst lassen sich folgende Überlegungen anstellen: Ist es sinnvoll, sich derzeit eher in Aktien oder Rohstoffen zu positionieren? Und wenn ein Aktieninvestment sinnvoll erscheint, wo und bei welchen Instrumenten sollte dann der Schwerpunkt liegen?

Rohstoffe als sicherer Hafen?

Wenn es am Aktienmarkt zu Turbulenzen kommt, sind Rohstoffe oft eine gute Wahl. Vor allem dann, wenn angeschlagene Lieferketten, eingeschränkte Verfügbarkeit und große Nachfrage aufeinandertreffen. Aber Vorsicht: Auch Rohstoffpreise können nicht ins Unendliche steigen, da die Unternehmen, die diese Rohstoffe für ihre Produkte benötigen, die gestiegenen Kosten weitergeben müssen, um weiterhin Gewinne erzielen zu können. Gelingt dies nicht, kann es dazu kommen, dass Unternehmen den Einsatz der Rohstoffe zu reduzieren versuchen und die Produktion drosseln. Das ist zwar dem Aktienkurs des Unternehmens nicht unbedingt zuträglich, die sich dadurch verringernde Nachfrage nach einem Rohstoff kann sich aber auch negativ auf den Rohstoffpreis auswirken.

Ganz stark vereinfacht beschrieben: Werden Rohstoffe so teuer, dass kein Unternehmen sie mehr bezahlen kann, ohne tief in die roten Zahlen zu rutschen, wird die Produktion in den Unternehmen eingestellt und es werden keine Rohstoffe mehr benötigt. Keine Nachfrage nach Rohstoffen führt bei diesen zu einem Preisverfall. Wie gesagt, ganz vereinfacht dargestellt. Aber jeder von Ihnen wird sich bestimmt noch daran erinnern, dass es Erdöl vor nicht allzu langer Zeit sogar mal umsonst gab.

Es bleibt also festzuhalten, dass Rohstoffe zwar oft eine gute Alternative in Zeiten dynamischer Aktienmärkte sind. Eines gewissen Grundumsatzes innerhalb einer überwiegend gut laufenden und überwiegend sorglosen Konjunktur bedürfen sie aber dennoch. Zwar überraschen in der aktuellen Berichtssaison einige Unternehmen mit erstaunlich guten Zahlen und positiven Aussichten, aber das ist nur eine Momentaufnahme. Von der Sorglosigkeit sind wir weit entfernt.

WAs machen die Aktienmärkte?

Je nach Sektor zerren hier unterschiedliche Parameter an den Kursen. Auch hier formulieren wir wieder rudimentär: Zinserhöhungen sind einerseits gut für die Banken, andererseits aber schlecht für Unternehmen mit einem hohen Verschuldungsgrad. Hohe Energiepreise sind gut für die Energieproduzenten und die in diesem Segment tätigen Rohstoffproduzenten. Sie sind aber schlecht für alle Unternehmen, deren Produktion energieintensiv ist und die nicht in der Lage sind die höheren Beschaffungspreise durch Preiserhöhungen ihrer Produkte an ihre Abnehmer weiterzugeben. Wer mit offenen Augen nach Korrelationen sucht, wird noch einige weitere Beispiele finden, die dieser Logik folgen.

Oft gibt es auch noch ein Intermediär, zum Beispiel einen Rohstoff wie Aluminium. Die Herstellung ist zwar energieintensiv, der steigende Preis für den Rohstoff spielt die Kosten der Produktion aber wieder ein. Das Nachsehen hat am Ende der Fassadenbauer, der Flugzeugbauer oder der Getränkedosenhersteller – sofern er die Kosten nicht so einfach weitergeben kann.

Dann ist doch eigentlich alles klar oder?

Um es mit den Worten Atze Schröders zu sagen: „Janee…eben nicht“. Denn über allem steht die Frage, wie stark Zinserhöhungen die Konjunktur auf breiter Front abkühlen könnten. Und brandaktuell das Marktrisiko durch den Ukraine-Konflikt. Merken Sie übrigens was? Niemand spricht mehr über Corona! Lassen wir uns mal überraschen, wann zu diesem Thema „die nächste Sau durch´s Dorf getrieben“ wird.

Gibt es eine Erkenntnis daraus?

Ja. Kein Crash mit Cash! Da momentan ein beachtliches Marktrisiko bei steigender Volatilität vorherrscht, erscheint uns ein hoher Cash-Anteil im wikifolio als der vorerst beste Weg.

Volatilität ist gut, wenn sie innerhalb eines übergeordneten Trends entsteht. Innerhalb einiger Basiswerte gibt es auch noch diese Trends, die oft aufwärts zeigen. Das ist zwar einerseits „schön anzuschauen“, impliziert aber gleichzeitig auch ein möglicherweise signifikantes Rückschlagpotential. Wer hätte schon gedacht, dass Facebook (Meta) aus seiner Seitwärtsbewegung mal gerade 35 Prozent nach unten korrigiert.

Unser Handelsansatz basiert meistens auf dem Einsatz geeigneter Optionsscheine oder auf Turbo-Optionsscheinen für eine kurzfristige Haltedauer. Nicht immer lässt sich hier auf Anhieb ein passender Optionsschein finden. Da wir der Selbstreflexion fähig sind, muss der Vollständigkeit halber auch gesagt werden, dass der eine oder andere kurzfristige Einstieg in der Nachbetrachtung durchaus sinnvoll gewesen wäre, wie auch das eventuell längere Halten bestehender Positionen. Leider war unsere Glaskugel gerade zur Inspektion.

Doch im Ernst: In Summe sind wir überzeugt davon, in dieser Situation das Richtige zu tun. Wir haben in den vergangenen Tagen einige Positionen abgebaut, sowohl auf der Call-Seite, wie auch auf der Put-Seite. Wir folgen klaren Regeln. Wenn wir eine Position kurzfristig halten wollen, weil wir eine Gewinnchance innerhalb der nächsten Tage sehen, dann nehmen wir die Position auch kurzfristig aus dem Markt, wenn wir unsere initiale Erwartung erfüllt sehen oder wenn unsere Einschätzung falsch war. Wir sind mit keiner Position „verheiratet“. Ist der Impuls, der diese Position in die richtige Richtung geführt hat, aufgebraucht, ist die anschließende Bewegung nur noch ein Münzwurf.

Aktuell sind lediglich etwa 13 Prozent unsers wikifolio-Musterdepots investiert. Knapp ein Prozent ist in einem ETF investiert, der in europäische Aktien investiert. Erwähnenswert ist das deshalb, weil gerade dieses Segment im Falle einer Verschärfung der Ukraine-Krise besonders leiden könnte.  Etwa neun Prozent sind International über verschiedene Sektoren breit gestreut. Die Risiken dieser Investments sind von der europäischen Situation weitestgehend entkoppelt.

Durch die Glattstellung einiger Positionen im Bereich der Optionsscheine verbleibt hier ein Risiko von unter einem Prozent im Falle eines Totalverlustes. Die meisten Optionsscheine werden aber erst Ende des Jahres fällig. Da es sich nicht um Turbo-Optionsscheine handelt, droht hier auch kein Totalausfall bei Erreichen einer bestimmten Kursschwelle. Abgerechnet wird erst im Dezember 2022 – oder früher, wenn wir es für sinnvoll erachten. Wann auch immer hier eine Aktion erfolgt, es steht von jetzt an in die Zukunft geblickt niemals mehr als der aktuelle Wert der Optionsscheine im Feuer. Und das sind in dem Moment, wo ich diese Zeilen Schreibe etwa 0,8 Prozent des aktuellen Gesamtdepots.

Zu den oben genannten Positionen gesellt sich noch ein Aktientitel mit aktuell etwas mehr als zwei Prozent Anteil am Depot. Sollten dieser Aktientitel und alle ETF-Positionen um 20 Prozent fallen und die Optionsscheine alle einen Totalverlust erleiden, würde sich dies mit einem Verlust von rund 3,2 Prozent bezogen auf das Gesamtdepot auswirken.

Wie geht es weiter?

Wir werden die komplexe Lage selbstverständlich weiterhin im Auge behalten. Aktieninvestments werden wir voraussichtlich erst einmal weiterhin meiden. Damit diese sich auswirken können, bedarf es eines deutlich höheren Investitionsvolumens als bei dem Einsatz eines Optionsscheines. Diesen Sachverhalt haben wir bereits in unserem Blog an anderer Stelle eingehend erläutert. Optionsscheine auf Aktien mit Laufzeiten von einem Jahr und mehr werden dann wieder interessant, wenn die Volatilität sinkt und sich Trends etablieren – die Richtung des Trends ist hierbei egal. Eine niedrigere Volatilität ist nicht nur gut für eine bessere Planbarkeit der Position, sie verringert als implizite Volatilität auch die Optionsscheinprämie und führt so zu einem günstigeren Einstiegspreis, bzw. zu einem bessern möglichen Gewinnausblick bei geringerem Risiko. 

Investments in Rohstoffe mittels ETCs ziehen wir in Betracht, machen den Einstieg aber vom Marktumfeld und vom Blick auf den Chart abhängig. Auch hier sind das Investment und somit auch das Risiko höher als bei einem Optionsschein. Deshalb investieren wir nicht blind und planlos, sondern versuchen einen wahrscheinlich guten Einstiegspunkt abzuwarten.

Kurzfristig versuchen wir kleine „Nadelstiche“ mit Turbo-Optionsscheinen zu setzen. Damit lassen sich zwar oft nur homöopathische Einzelgewinne erzielen, demgegenüber steht aber auch ein absolut überschaubares Risiko, das für jede Position exakt definiert und begrenzt ist.

Unsere Prämisse bleibt immer die gleiche: Kontinuierliches und volatilitätsarmes Wachstum in „normalen“ Märkten und geringer Verlust und bestmöglicher Kapitalerhalt in unruhigen Märkten. Mit Blick auf das abschätzbare Risiko, welches weiter oben erwähnt wurde und in Anbetracht der Tatsache, dass die Hälfte dieses Risikos in anderen wikifolios momentan zur täglichen Schwankungsbreite gehört, erscheint uns dieser Weg als ein sinnvoller Weg für unser Geld und für das Geld derer, die sich für ein Investment in unser wikifolio-Zertifikat entschieden haben.

 

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