Da kann man sich nur wundern…

Da reibt man sich doch schon mal die Augen vor Verwunderung. In den vergangenen zwei Wochen jagte eine Krise die nächste…und an den Aktienmärkten wird gefeiert.

Unseren letzten Straddle nahmen wir am 26. Mai aus dem Markt. Seitdem halten wir unser Pulver trocken und warten mal wieder auf eine sinkende implizite Volatilität. Gewöhnlich fällt diese, wenn der Markt steigt. Das ist aber nur dann der Fall, wenn der Markt sich in einem sicheren Umfeld moderat nach oben tastet.

„Tasten“ ist in der aktuellen Marktsituation wohl die falsche Begrifflichkeit. Die Indizes werden nach oben „geprügelt“. Unmengen von Geld fließt in die Märkte, die Handelsumsätze explodieren. Und das unter Ausblendung jedweder potentieller Risiken.

Ist das wirklich so? Werden die Risiken wirklich komplett ausgeblendet? Nein!

Der DAX®-Chart mag isoliert betrachtet eine (wieder) heile Welt darstellen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Ein Blick auf die implizite Volatilität der einzelnen Optionsscheine zeigt, dass diese wieder ansteigt – trotz eines steigenden DAX®. Wie passt das zusammen?

Es muss differenziert werden zwischen dem oben bereits erwähnten sicheren Umfeld, in dem ein Kurs moderat steigt und zwischen dynamischen Ausschlägen, wie wir sie aktuell sehen. Die implizite Volatilität drückt die Erwartung der Marktteilnehmer darüber aus, ob sich die zukünftige Schwankungsbreite erhöht oder absenkt. In einem sicheren Umfeld und bei moderat steigenden Kursen ist die Gefahr von plötzlichen, heftigen Rückschlägen gering. Je länger das Sentiment positiv ist, umso sicherer sind die Marktteilnehmer, dass die Schwankungsbreite zukünftig gering sein wird. Optionsscheine, die weit aus dem Geld liegen werden kaum nachgefragt. Da sich die implizite Volatilität im wesentlichen aus Angebot und Nachfrage von Optionen bzw. Optionsscheinen ableitet sinkt die implizite Volatilität.

Was passiert aktuell? Auch in den letzten Wochen drückten die Märkte nach oben. Allerdings in einem äußerst unsicheren Umfeld. Je stärker die Bewegung nach oben, umso mehr wird ein Rücksetzer befürchtet. Dies führt zu einer hohen Nachfrage von entsprechenden Optionsscheinen. Mit Put-Optionsscheinen können Anleger entweder ihre Depots absichern oder Spekulanten können von fallenden Kursen profitieren. Die Annahme einer hohen Schwankungsbreite führt dazu, dass auch Optionsscheine gekauft werden, die noch weit aus dem Geld sind. Das führt wiederum zu einer ansteigenden impliziten Volatilität – trotz steigender Kurse.

Die Risiken werden also doch nicht komplett ausgeblendet. Dies zeigt sich allerdings nicht im DAX®-Chart, sondern in der impliziten Volatilität der Optionen und Optionsscheine. Die aktuelle Überhitzung des Marktes und die noch lange nicht ausgestandenen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise sind also durchaus zu erkennen. Allerdings nur dann, wenn man genau hinschaut.

Risikovermeidung geht vor Renditemaximierung

Da wir aufgrund der hohen impliziten Volatilität (noch) nicht im Markt sind, partizipieren wir aktuell nicht an den steigenden Kursen. Das ist aber nicht schlimm, da wir in unserem wikifolio-Musterdepot „Long Straddle Warrants“ im Vergleich zu vielen anderen reinen Aktien-wikifolios keinen Verlust zu verbuchen hatten, als die Märkte einbrachen. Demzufolge gibt es für uns auch nichts zu „reparieren“. Wir stehen nicht unter Druck und können ganz entspannt unserer Arbeitsweise treu bleiben: Risikovermeidung geht vor Renditemaximierung.

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