Wie gefährlich sind Optionsscheine?

Im folgenden Beitrag möchten wir nicht den Eindruck erwecken, dass der Handel mit Optionsscheinen nicht mit Risiken behaftet ist. Durch ihre Ausgestaltung erlauben Optionsscheine es dem Trader deutlich höhere Risiken einzugehen als mit einem vergleichbaren Aktieninvestment. Aber genau das ist der Punkt: Nicht der Optionsschein verursacht von Hause aus ein Risiko. Es ist und bleibt der Trader, der über die Höhe des Risikos entscheidet.

Heute brach die Aktie der Merck KGaA überraschend um rund 6 Prozent ein. Eigentlich ist Merck recht gut unterwegs. Der Chart zeigt einen Aufwärtstrend. Im laufenden Jahr konnte der Titel schon mehr als 50 Prozent zulegen. Die heutige Abwärtsbewegung kam aus heiterem Himmel und war in dieser Höhe für den eher gering volatilen Titel schon bemerkenswert. Eine Recherche zu der Ursache ergab zunächst kein Ergebnis. Normalerweise lässt man von solchen ungeklärten Szenarien die Finger. Vielleicht erholt sich der Titel wieder, vielleicht fällt er auch noch weitere 20 Prozent. Wer weiß das schon. 

Lassen Sie uns mal etwas rechnen



Der Kurs der Aktie Aktie steht nach dem Einbruch bei etwa 200 Euro. Um es einfach zu machen, rechnen wir mit diesem Wert. Wenn Sie 12 Aktien kaufen, sind Sie mit 2.400 Euro investiert. Fällt der Kurs weiter auf sein Tief im Juni, verlieren Sie 60 Euro pro Aktie, in Summe also 720 Euro. Selbstverständlich nur dann, wenn Sie bis dahin die Position gehalten haben und noch immer auf Besserung hoffen. Haben Sie die Position glattgestellt, haben Sie bereits einen Realverlust verbucht.

Steigt der Kurs von 200 Euro auf das letzte Hoch bei 220 Euro, gewinnen Sie 240 Euro. Steigt der Kurs auf 240 Euro, gewinnen Sie 480 Euro. Bei einem Kursanstieg auf 260 Euro betrüge Ihr Gewinn 720 Euro.

Angesichts der Tatsache, dass Sie nicht wissen, welche Kräfte hier gerade an dem Titel zerren und in welche Richtung sich das entwickelt, ist dieses Investment ein gewagtes und riskantes Unterfangen.

Ivestment mit einem Optionsschein

Risiken lassen sich in den meisten Fällen managen. Der klassische Aktieninvestor bedient sich häufig eines Stop-Losses, um den Verlust zu begrenzen und die Position glattzustellen, bevor sie zu viel Schaden anrichtet. 

Der versierte Derivatehändler, der sich eines Standard-Optionsscheines bedient, kann diese Überlegung oft vollkommen außer acht lassen. Sein Risiko ist immer maximal die Prämie, die er für den Kauf des Optionsscheines bezahlt hat.

Wir haben uns für den Kauf eines Standard-Call-Optionsscheines entschieden. Der Basispreis ist 200 Euro. Zum Zeitpunkt des Kaufs notiert der Schein am Geld. Da wir gerne Einzelpositionsgrößen von rund 2,5 Prozent des Depotkapitals handeln, wollen wir so viele Optionsscheine kaufen, dass die Investition einem Aktieninvestment in Höhe von etwa 2.500 Euro entspricht.

Der Kurs der Aktie notiert mittlerweile bei 204 Euro. Wir müssen zumindest für die Optionsscheine ab hier mit diesem Wert rechnen, weil das unser tatsächlicher Einstiegspreis ist. Bei dem vergleichsweisen Aktieninvestment, gehen wir weiterhin von 200 Euro aus. Das stellt das Aktieninvestment etwas besser, aber das ist vernachlässigbar. Entsprechend dieser Rechnung müssen also 12,25 Aktien erworben werden. Unser Optionsschein hat ein Bezugsverhältnis von 10:1. Das bedeutet, dass 10 Optionsscheine benötigt werden, um später eine Aktie kaufen zu können. Vergleichbar  mit dem Erwerb von 12.25 Aktien ist deshalb der Kauf von 122 Optionsscheinen. Ein Optionsschein kostet 2,31 Euro. Wir investieren also rund 282 Euro.

Was passiert bei sich verändernden kursen?

Die folgenden Berechnungen werden mit einem Optionsscheinrechner durchgeführt. Es handelt sich hierbei immer um angenäherte Werte. Die Berechnung einer Optionsscheinprämie unterliegt mehreren, sich dynamisch verändernden Variablen, wie zum Beispiel auch der impliziten Volatilität. Diese ist heute noch nicht bekannt. Deshalb ist schon aus diesem Grund nur eine Schätzung der Optionsscheinprämie in der Zukunft möglich. Dennoch kann man sich an diesen Werten sehr gut orientieren.

Fällt der Kurs bis zum 31.12.2021 auf das letzte Tief bei etwa 180 Euro, reduziert sich der Wert unserer Optionsscheine um etwa 157 Euro. Fällt der Kurs auf das Juni-Tief, verlieren wir etwa 265 Euro, was schon nahezu einem Totalverlust entspricht. Schauen Sie nochmal nach oben: Ein Aktieninvestment hätte hier bereits 720 Euro verloren. Der Einsatz eines Optionsscheines verringert das Risiko in diesem Fall um den Faktor 2,7. Mehr als die Prämie kann nicht verloren gehen. Deshalb ist das Risiko klar definiert und ein Stop-Loss ist in unserem Fall überflüssig.

Steigt der Kurs bis zum 31.12.2021 auf 220 Euro, weisen die Optionsscheine einen Gewinn von etwa 103 Euro auf. 12 Aktien hätten bis dahin 240 Euro verdient. Der Gewinn wäre also um Faktor 2,3 höher. Steigt der Kurs im gleichen Zeitraum auf 260 Euro, verdienen die Optionsscheine rund 480 Euro, während die Aktien 720 Euro verdienen würden. Das Aktieninvestment wäre nur noch um den Faktor 1,5 profitabler. Mit Blick auf einen Kurs von 180 Euro im Basiswert wäre es aber um Faktor 2,7 riskanter!

Warum ist der Optionsschein das bessere Instrument?

Ein verantwortungsvoller Händler stellt immer das Risiko in den Vordergrund. Verluste zu vermeiden oder zu begrenzen hat immer Vorrang vor Performance. Unterm Strich zahlt sich das aus. Je weniger Verlust produziert wird, umso weniger muss auf der anderen Seite verdient werden, um eine angemessene Gesamtperformance zu erreichen.

Einer der wichtigsten Entscheidungsgründe für einen Standard-Optionsschein ist, dass dieser nicht ausgestoppt werden kann. Selbst wenn der Kurs des Basiswertes mehrere Wochen oder Monate massiv abstürzt, bleibt der Standard-Optionsschein innerhalb seiner Laufzeit im Rennen.

Der von uns für diese Position gewählte Optionsschein läuft bis Dezember 2022. Steigt der Kurs des Basiswertes bis dahin auf etwa 223 Euro, beträgt der innere Wert des Optionsscheines etwa die gezahlte Prämie.  Da der Optionsschein einen Basispreis von 200 Euro hat und das Bezugsverhältnis 10:1 ist, berechtigen uns jeweils 10 Optionsscheine zum Erwerb einer Aktie zu einem Preis von 200 Euro. Wir besitzen 122 Optionsscheine und können dafür 12,2 Aktien für jeweils 200 Euro erwerben, um diese anschließend für 223 Euro zu verkaufen. Hierbei würden wir rund 280 Euro verdienen, was die beim Kauf gezahlte Prämie in Höhe von 282 Euro etwa kompensiert. Selbstverständlich muss dies technisch nicht so durchgeführt werden. Die Beschreibung des Vorgangs dient lediglich der bessern Verständlichkeit. Tatsächlich wird durch den Emittenten des Optionsscheines lediglich ein Barausgleich durchgeführt der zu einem Verlust von 2 Euro führen würde.

Kommen wir zurück zum Anfang. Zu einer plötzlich billigen Aktie, bei der nicht klar ist, warum sie plötzlich so billig geworden ist, die man aber eigentlich jetzt gerne kaufen möchte, bevor der Preisvorteil wieder verloren geht. Mit einem Standard-Optionsschein kann das Risiko absolut zuverlässig gemanagt werden. Ob und wie weit der Basiswert noch abtaucht ist vollkommen egal. Das Risiko beschränkt sich immer nur auf die gezahlte Prämie. Ein Stopp-Loss muss bei entsprechender Risikokalkulation nicht gesetzt werden. Der Standard-Optionsschein bleibt bis zur Fälligkeit im Rennen. Auch wenn er zwischenzeitlich wertlos werden sollte, kann er bis zur Fälligkeit jederzeit wieder in den Gewinn laufen.

Werden Optionsscheine richtig und verantwortungsvoll eingesetzt, können sie Risiken reduzieren. Auch an dieser Stelle empfehlen wir den Blick in den Download-Bereich. Interessierte Leser finden hier alles, was man über Optionsscheine wissen sollte.

 

Das Märchen vom günstigen Spread

Auf der Suche nach geeigneten Optionsscheinen ist nicht nur der Blick auf die implizite Volatilität wichtig. Auch der Spread ist entscheidend.

In stark volatilen Märkten, wie wir sie in den letzen Wochen erlebt haben, steigt nicht nur die implizite Volatilität. Auch der Spread, also der Unterschied zwischen dem Kaufpreis und dem Verkaufspreis wird von der Unsicherheit an den Märkten nach oben getrieben.

Lassen wir einmal die große Vielfalt an derivativen Produkten außer acht und konzentrieren wir uns auf die Basisinstrumente des Derivatehandels. Insbesondere die privaten Anleger teilen sich hier in zwei Lager: Die Optionsschein-Händler und die Options-Händler.

Zwei der vermeintlichen Gründe, warum Options-Händler von Optionsscheinen abraten, sind die Kursstellung und der Spread. Hierzu muss man folgendes wissen: Die Kurse von Optionsscheinen werden immer vom Emittenten, das ist im Normalfall eine Bank, gestellt. Der Emittent ist also Herr über die Kurse und den Spread. Es findet keine Preisfindung am Markt statt. Der Emittent verdient immer mit und kann, wenn er möchte, die Kurse manipulieren oder die Kursstellung aussetzen. Bei Optionen ist das anders. Optionen werden an der Börse gehandelt. Einen Emittenten gibt es nicht. Eine Option ist ein Vertrag, der zwischen zwei Parteien, dem Verkäufer und dem Käufer, geschlossen wird. Keine Bank verdient daran und die Preisfindung regelt der Markt. Das hört sich doch alles viel besser an, als bei den Optionsscheinen. Ist das wirklich so?

Das Erlebte der letzen Jahre hat vor allem bei einer großen Zahl von privaten Anlegern für eine Abneigung gegen die Banken gesorgt. Wir Menschen neigen häufig dazu, anderen weniger zu gönnen als uns selbst. Insbesondere dann, wenn wir uns übervorteilt fühlen. Warum sollen wir uns dem Wohlwollen der Banken ausliefern und diese auch noch an unseren Geschäften verdienen lassen, wenn wir das auch alles selber machen können?

Die Antwort ist einfach: Weil die Banken das oft besser können!

Wenn es darum geht, mit dem Handel von Derivaten Geld zu verdienen, sollten wir unsere Emotionen in den Hintergrund stellen und auf die Fakten schauen. Also lassen Sie uns einen Schritt zurück treten, sodass wir die Gesamtlage überblicken können. Es ist richtig, dass die Emittenten am Handel mit Optionsscheinen verdienen. Das muss auch so sein. Im Gegenzug stellen sie eine Vielzahl unterschiedlicher Optionsscheine zur Verfügung, die das standardisierte Angebot an börsengehandelten Optionen deutlich übersteigt. Je breiter das Angebot, umso besser lassen sich für den Käufer eigene Strategien justieren.

Es ist auch richtig, dass Emittenten nach Gutdünken Kurse stellen können, die sie für angemessen halten. Die Options-Händler weisen an dieser Stelle gerne auf den Vorteil der fairen Preisfindung am Markt für Optionen hin. Wenn wir uns die Situation aus der Distanz anschauen, stellen wir fest, dass auch für Emittenten das Gesetzt von Angebot und Nachfrage gilt. Das bezieht sich zwar nicht direkt auf die Preisfindung bei Optionsscheinen aber es spielt eine große Rolle bei der Qualität der Dienstleistung eines Emittenten. Stellen Sie sich einmal die Frage, ob Sie mit einem Partner arbeiten würden, der immer unfaire Kurse stellt, die Kursstellung regelmäßig aussetzt und auch noch durch hohe Spreads auffällt. Die Antwort liegt auf der Hand. Für eine derart schlechte Dienstleistung besteht keine Nachfrage. Dieser Emittent würde also kein Geld verdienen. Auch wenn die Emittenten die Hoheit über die Kurse der Optionsscheine haben, müssen sie für faire Kurse sorgen, wenn sie in diesem Markt erfolgreich sein wollen.

Zur regulierten Börse, die den Handel mit Optionen ohne die Teilnahme von Emittenten ermöglicht, gibt es keine Alternativen. Optionsscheine hingegen werden von zahlreichen Emittenten angeboten. Der Wettbewerb ist hier sehr groß. Kennen Sie den Spruch „Konkurrenz belebt das Geschäft“? Jeder Emittent möchte seine Optionsscheine verkaufen. Je besser und je breiter das Angebot, umso höher der Umsatz.

Das Bild zu diesem Artikel zeigt Ihnen eine Auflistung von Optionen und Optionsscheinen mit Fälligkeit im September 2020 und Ausübungspreisen zwischen 10.000 und 11.000 Euro, jeweils als Put und als Call. Entscheidend ist die rechte Spalte der Tabelle. Hier sehen Sie den Spread, also den Unterschied zwischen dem Kaufpreis und dem Verkaufspreis. Für die erste Option in der Liste zahlen Sie bei Kauf 1.158 Euro. Würden Sie sie sofort wieder verkaufen, erhielten Sie 1.128 Euro. Der Spread beträgt 2,66 %! In der unteren Hälfte der Tabelle sehen Sie vergleichbare Optionsscheine. Das Pendant zu der bereits genannten Option ist der erste der Optionsscheine in der Liste. Er weist einen Spread von lediglich 0,17 % auf.

Im Internet wird häufig das Mantra „Optionen sind fairer als Optionsscheine“ ausgerufen. Wer dem blindlings folgt, ohne die Hintergründe zu prüfen, wer meint, die Banken außen vor zu lassen ist wichtiger, als sich der vielfältigen Produkte eines professionellen Anbieters zu bedienen und wer dem Emittenten die Entlohnung seiner Arbeit nicht gönnt, der bezahlt „unter Seinesgleichen“ an der Börse 2,66 % Spread. Wer etwas über den Tellerrand hinaus blickt, sich von seinen Emotionen befreit und einfach nur die beste Möglichkeit für sich nutzt, bezahlt nur 0,17 % Spread.

Flexibilität ist Trumpf

Warum performen professionell gehandelte wikifolios oft besser als viele Aktienfonds?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns anschauen, welche Faktoren ein erfolgreiches Investment ermöglichen und welche eher hinderlich sind. Ebenfalls ist es wichtig zu wissen, wie ein Aktienfonds seine Kosten deckt und Geld verdient und wie im Vergleich dazu der Händler eines wikifolios vergütet wird.

Ein entscheidender Faktor für die Erzielung von Gewinnen und die Vermeidung von Verlusten ist die Flexibilität in der Investmententscheidung und in deren Ausführung. Hoch kapitalisierte Aktienfonds sind zwar meistens breit gestreut, sie halten aber dennoch oft signifikante Anteile an Unternehmen. Diese Positionen werden über Tage und Wochen aufgebaut, da die schlagartige Ausführung einer Entscheidung zu massiven Kursverwerfungen am Markt führen kann.

Für den Aufbau einer Position werden also Teil-Orders des geplanten Gesamtpaketes zu geeigneten Zeitpunkten und Kursen in den Markt gegeben. Bei einer dynamischen Entwicklung des Kurses kann das dazu führen, dass die Position nicht in der beabsichtigten Größenordnung aufgebaut werden kann oder dass zu höheren Kursen gekauft werden muss. Die Flexibilität, zu einem passenden Zeitpunkt mit dem gewünschten Gesamtvolumen zum gewünschten Kurs in den Markt zu kommen, besteht oft nicht.

Viel dramatischer wirkt sich dies allerdings bei unerwarteten Einbrüchen des Marktes aus. Auch hier kann die Position nicht schlagartig abgestoßen werden, da in stark fallenden Märkten die Käufer auf der Gegenseite fehlen oder nicht bereit sind den gewünschten Preis zu zahlen. Ein massives Überangebot auf der Verkäuferseite führt zu starken Kurseinbrüchen und würde somit zu deutlichen Verlusten führen. Deshalb werden solche Situationen oft einfach ausgesessen – in der Hoffnung, dass die Kurse sich irgendwann wieder erholen. Bis dahin können jedoch einige Jahre vergehen.

Den Fondsgesellschaften kann das aber egal sein. Solange die Kunden investiert bleiben, verdient der Fonds sein Geld mit der Verwaltungsgebühr – unabhängig davon, ob er auch erfolgreich für seine Kunden tätig ist.

Anders ist die Einnahmesituation für einen wikifolio-Händler. Er wird nicht ausschließlich auf Basis des investierten Kapitals vergütet, sondern partizipiert an der erzielten Performance. Somit steht nicht der Kapitalerhalt im Vordergrund, sondern die Motivation, Rendite für die Inhaber der Zertifikate seines wikifolios zu erwirtschaften.

Auch in turbulenten Märkten kann ein wikifolio-Händler dieser Motivation gerecht werden. Denn im Gegensatz zu hoch kapitalisierten Fonds, die mehrere Milliarden Euro verwalten, beträgt das investierte Kapital in ein wikifolio oft nur wenige Millionen Euro. Dementsprechend niedriger sind auch die gehandelten Positionsgrößen. Der wikifolio-Händler trifft seine Entscheidung und kann diese oft unmittelbar umsetzen. Die Ausführungen seiner Orders sind in liquiden Märkten meistens nur Nadelstiche, die keinen oder nur einen geringen Einfluss auf den Kurs des gehandelten Titels haben. Viele wikifolio-Händler nutzen diesen Vorteil für sich. Nur wenige entscheiden sich in Abwärtsphasen für das Aussitzen und sehen sich mit den gleichen Problemen konfrontiert wie einige große Investmentfonds. 

In unserem wikifolio nutzen wir alle gegebenen Vorteile. Wir bauen Positionen auf, wenn es sinnvoll erscheint und wir stellen Positionen glatt, wenn es erforderlich wird oder wenn die Position im Ziel ist. Dank des Straddles brauchen wir uns nicht über fallende Kurs sorgen. Mehr noch: Durch den Einsatz von Derivaten können wir von fallenden Kursen ebenso profitieren, wie von steigenden Kursen. Flexibilität ist Trumpf!

Welchen Mehrwert bieten Analysen?

Haben auch Sie schon mal den Bericht eines Analysten gelesen oder im Fernsehen verfolgt, der Ihnen stolz erklärt, dass er eine jetzt eingetretene Entwicklung bereits vor langer Zeit vorausgesehen hat? Ärgern Sie sich, dass Sie eine Chance verpasst haben, weil Sie dem Rat des Analysten nicht gefolgt sind oder ihn einfach übersehen haben, weil sie die falsche Zeitung lesen? Keine Sorge – es lohnt nicht sich zu ärgern!

Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir zu Analystenmeinungen ein gespaltenes Verhältnis haben. Bevor wir darauf detaillierter eingehen, gilt es aber erst einmal eine Abgrenzung vorzunehmen. Zu differenzieren ist zwischen „echten“ Analysten und denjenigen, die sich zwar so nennen, ihr Wissen aber aus zweiter oder dritter Hand beziehen.

Echte Analysten kommunizieren Auge in Auge mit den Verantwortlichen eines Unternehmens. Sie holen sich Antworten auf Ihre Fragen aus erster Hand und werten Unternehmensunterlagen aus. Auf dieser Basis erstellen sie eine fundierte Analyse und versuchen die weitere Entwicklung zu prognostizieren.

Ein großer Teil der „Analysen“, die in einschlägigen Printmedien oder Onlineportalen zur Verfügung stehen, stammt leider aus der Feder – unserer Meinung nach – selbsternannter Analysten, die ihrerseits verschiedene Meinungen zu einem Unternehmen recherchieren und daraus einen Artikel schreiben, den sie dann Analyse nennen.

Auch wenn die Trefferquote bei den echten Analysten etwas besser erscheint, weil sie über eine bessere Datenbasis verfügen, so gilt für sie, wie auch für die selbsternannten Analysten vor allem eines: Niemand kann alle Unwägbarkeiten berücksichtigen oder gar voraussehen.

Weiterhin gilt es zu differenzieren zwischen fundamentalen Analysten und technischen Analysten. Fundamentale Analysten nutzen fundamentale Daten, um eine meist mittel- oder langfristige Prognose zu erstellen. Technische Analysten schauen auf Charts und Indikatoren, um weitere Kursverläufe zu prognostizieren. Der Zeitraum kann hier zwischen kurz- und langfristig liegen.

Insbesondere bei den technischen Analysten werden die Analysen oft im Stil eines Horoskopes verfasst. Die Formulierungen sind häufig vage und schaffen einen Interpretationsspielraum, in dem sich fast jede zukünftige Entwicklung abbilden lässt. Gerne wird der Konjunktiv verwendet, um aufzuzeigen, dass etwas möglich ist. Explizit Stellung bezogen wird nur sehr selten.

Oft bilden drei Elemente die Kernaussage: Eine Aufwärtsbewegung könnte sich etablieren, wenn der Kurs eine bestimmte Marke überschreitet. Eine Abwärtsbewegung könnte sich etablieren, wenn der Kurs eine bestimmte Marke unterschreitet. Sollte dies beides nicht geschehen, könnte sich der Kurs weiter seitwärts bewegen. Hier werden drei Wahrscheinlichkeiten in Aussicht gestellt, von denen eine durchaus die Chance hat auch wirklich einzutreten. Der Analyst kann also stolz vor sein Publikum treten und behaupten, dass er das exakt so vorausgesehen hat.

Was aber passiert, wenn der Kurs tatsächlich die angepeilte Marke überschritten hat, die Prognose aber nicht eingetreten ist, weil er danach nicht weiter gestiegen, sondern gefallen ist? Außer, dass Ihr Investment den Bach herunter gegangen ist – Gar nichts. Der Analyst tritt mit diesem Ergebnis einfach nicht an die Öffentlichkeit. Er schreibt die nächste Analyse und hofft darauf, dass er bei dieser mehr Glück hat.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Analysen fast nie konkrete Zeitrahmen abstecken. Als Trader oder Investor haben Sie aber einen Zeitrahmen. Dieser kann je nach Strategie und Zweck des Investments Tage, Monate oder Jahre betragen. Die vage Aussicht, dass Sie vielleicht irgendwann einmal einen Gewinn erzielen können, ist wenig zweckdienlich.

Auch der Zweck von Analysen und deren Verbreitung sollte genauer betrachtet werden. Denken Sie einfach mal darüber nach, warum es überhaupt Analysten und ihre Analysen gib. Und was noch wichtiger ist: Warum werden Analysen veröffentlicht?

Stellen Sie sich vor, Sie wären ein begnadeter Analyst in Diensten eines großen Hedgefonds. Sie analysieren ein Unternehmen und stellen fest, dass sich eine gigantische Investment-Chance bietet. Sie berichten Ihrem Chef von dieser Entdeckung. Was wird dieser wohl sagen? „Gut gemacht, das müssen wir unbedingt sofort verbreiten.“? Oder wird er Ihnen dringend dazu raten den Mund zu halten, weil der Hedgefonds erst einmal so viele Anteile an dem Unternehmen erwerben möchte, wie nur irgendwie möglich, bevor auch andere diese Chance entdecken und die Nachfrage den Aktienkurs nach oben treibt? Die Antwort liegt auf der Hand.

Was lehrt uns das? Wenn die Analyse auf unserem Schreibtisch liegt, ist der Drops gelutscht. Es gibt nur noch einen Grund die Analyse zu veröffentlichen und dafür zu sorgen dass dieses Unternehmen von nun an in aller Munde ist: Der anschließende Hype soll den Kurs weiter nach oben katapultieren – nachdem der Hedgefonds, der den Analysten bezahlt, investiert ist. Bei genauer Betrachtung führt die Veröffentlichung zu einer legalen, gewollten Manipulation des Marktes. Diese Analysen erkennen Sie übrigens häufig daran, dass hier deutlich seltener der Konjunktiv verwendet wird. Wenn es das Ziel ist, den Kurs zu treiben, dann ist es sinnvoller zu schreiben, dass der Kurs steigen wird anstatt dass er steigen könnte. Die Erkenntnis hieraus: Werden in einer Analyse klare Aussagen getroffen, ist es häufig eine als Analyse getarnte Werbung mit einer klaren Absicht.

Andere Gründe dafür, dass es Analysen gibt, sind ungleich banaler. Der professionelle Analyst verdient sein Geld damit. Und einige der selbsternannten Analysten streicheln einfach ihr Ego dadurch, dass sie ihren Namen im Internet lesen können, oft sogar unentgeltlich.

Fazit: Analysen sagen Ihnen, dass irgendetwas passieren könnte, niemand weiß aber genau wann. Die „Helden des Tages“ sind immer diejenigen Analysten, die gerade das Glück hatten, richtig getippt zu haben. Die wirklich wichtigen Informationen erreichen den privaten Anleger ohnehin immer zu spät oder dienen dazu ihn zu manipulieren.

Einen Nutzen haben technische und fundamentale  Analysen aber dennoch. Wenn genug, vor allem namenhafte Analysten (Das sind diejenigen, die öfter Glück hatten als ihre Kollegen) in dasselbe Horn stoßen, bilden sie damit eine Meinung in der Masse. Das führt zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Denn wenn die Masse einer Ansicht eines oder mehrerer Analysten folgt, wird das eintreten, was prognostiziert wurde. Diese Gelegenheit kann genutzt werden, um eine Weile auf dieser Welle mit zu schwimmen. Aber Vorsicht: Die großen Mitspieler und die Manipulatoren sitzen schon am Abzug und warten nur noch auf den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg.

Mit unserem Trading setzen wir deshalb nicht direkt auf (oft wenig aussagekräftige) Analysen, sondern indirekt auf die Auswirkungen von Analysen. Setzt sich eine Meinung durch, wird dies im Chart ersichtlich. Das ist der optimale Nährboden für unsere Straddle-Strategie. Gerät ein Kurs durch die Meinung der Masse in Bewegung, kommt es sehr schnell zu Reaktionen an markanten Kursleveln. Es ist also nicht die Analyse, die wichtig ist, sondern die Bewegung, die daraus resultiert. Und hiermit kommen wir zurück zum Anfang: Es ist dann in der Tat egal, ob der Kurs sich aufwärts, abwärts oder seitwärts bewegt – wichtig ist, dass er sich bewegt und ein wenig Volatilität entwickelt. Danke, lieber Analyst!

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